Unsere Monturen und Ausrüstung

Im Laufe des 18. Jahrhunderts änderte sich der Stil der braunschwei- gischen Uniformen erheblich. Während man sich bis ca. 1750 stark an dem großzügiger geschnittenen englischen Uniformmuster orientierte, ein Umstand, der sicherlich der nahen Verwandschaft zum dortigen Königshaus geschuldet sein dürfte, wandte man sich binnen weniger Jahre, nämlich bis zum Jahre 1760 dem preußischen Vorbild zu. Die Monturen wurden nun knapper geschnitten, so daß man pro Stück nicht unerheblich Stoff einsparen konnte. Die ab diesem Zeitpunkt verwendeten Schnitte sind damit auch maßgeblich für die von uns rekonstruierten Monturen der Jahre 1776 bis 1783.

Jäger in rekonstruierter Montur, Stand April 2014

Unter dem 5. März 1777 schloß der Braunschweiger Kaufmann Johann Christoph Krause mit dem herzoglich-braunschweigischen Ober-Kriegs-Commissarium Westensee einen Werklieferungsvertrag über 592 Monturen für das Bataillon von Barner, darunter auch die Jägerkompanie. In diesem Vertragswerk sowie in den ebenfalls noch im Staatsarchiv Wolfenbüttel einsehbaren Bestellisten oder auch "Anschlägen" ist u.a. geregelt, welche Mengen Stoff in welcher Farbe und Qualität für die einzelnen Monturen zu verwenden sind und wie hoch die dazu aufzuwendenen Kosten sein dürfen.

Erste Seite des Lieferungsvertrages mit dem Kaufmann Krause, 5.3.1777, Nds. StA WF 38 B alt 234, Blatt 267 sowie Montierungsliste für gemeine Jäger, 4.3.1777, Nds. StA WF 38 B alt 234, Blatt 287

Die Jäger trugen demnach im Stil und Farbe völlig andere Uniformen, als die Musketierkompanien des Bataillons. Der Rock bestand aus grünem Wolltuch. Während Rabatten, Ärmelaufschläge und Kragen rot waren, war das Futter sowie die Rockschösse - wie wir jetzt sicher wissen - ebenfalls aus grünem Wollmaterial gefertigt.

Braunschweiger Jäger, Tuschezeichnung von Lt. Friedrich v. Germann, Teilnehmer des Saratoga-Feldzuges, um 1777, Stadtarchiv Braunschweig, H VI 6 27, Bild 7

Zinnknöpfe schlossen die Uniform, wobei diese auf den Rabatten nicht wie bei den Musketieruniformen gleichmäßig, sondern in den Abständen 1 Knopf - 2 Knöpfe -1 Knopf angebracht waren. Die ärmellose Weste wurde ebenfalls aus grünem Stoff angefertigt und mit Zinnköpfen versehen. Helle, vermutlich kalbslederne Kniebundhosen und graue Gamaschen vervollständigten die Montur der Jäger. Auf dem Kopf wurde ein aus schwarzem Filz hergestellter Dreispitz getragen, der mit weiß-gelben Hutbüscheln, einem ebenso gefärbtem Hutkordon und einer grünen Schleife verziert war. Ungewöhnlich ist, dass an die neu aufgestellte Jägerkompanie einfach die im Depot wohl schon vorhandenen geweißten "Säbelkoppels" für Musketiere ausgegeben worden sind, anstatt die sonst bei Jägern üblichen Koppel aus dunklem Leder extra herstellen zu lassen. Die Unteroffiziere der Jägerkompanie trugen übrigens die gleiche Uniform wie die Jäger, nur waren Kragen und Umschläge mit einer silbernen Borte verziert.

Gemeiner und Unteroffizier der Jägerkompanie, Zeichnung um 1780, Künstler unbekannt, Nds. StA WF 237 N 89, Blatt 107.

Im Etat der Jägerkompanie befanden sich auch zwei Musiker, welche indes weder Trommel noch Querpfeife - also die damals beim Militär üblichen Instrumente - sondern Waldhorn spielten, wobei nach Quellenlage so genannte "Halbe Monde" Verwendung fanden, womit der auch heute noch bekannte "Sauerländer Halbmond" gemeint ist. Die Waldhornbläser trugen die gleiche Uniform wie die normalen Jäger, hatten jedoch u.a. an den Schultern Schwalbennester aus silberner Borte. Auch die Ärmelaufschläge waren mit silberner Borte verziert. Ebenfalls soll an der Uniform noch die weiße, gelb-schwarz melierte Tambourborte angebracht gewesen sein.

Montierungsliste für Hornbläser, 4.3.1777, Nds. StA WF 38 B alt 234, Blatt 286

Da wir seit einiger Zeit erfreulicherweise auch einen fähigen Waldhornbläser in unseren Reihen haben, sind wir aktuell bemüht, hinsichtlich der Details der Hornbläsermontur ebenfalls noch genauere Recherche zu betreiben - die hoffentlich bald gewonnenen Ergebnisse werden wir dann umgehend an dieser Stelle präsentieren...

Winterkleidung in Kanada

Im 18. Jahrhundert war es in Mitteleuropa relativ unüblich, spezielle Winterbekleidung für die Truppen anzuschaffen und an diese auszugeben. Grundsätzlich wurden die vorhandenen Monturen im Winter von den Soldaten dahingehend abgeändert, dass die im Sommerhalbjahr abgenommenen Ärmel an die Westen wieder angenäht und bei größerer Kälte aus altem Monturstoff gefertigte Leibchen zusätzlich untergezogen wurden. Darüberhinaus konnte man die Röcke überknöpfen und somit vorne relativ dicht schließen. Wenn überhaupt, waren Handschuhe und Schals selbstbeschafft. Es gab zwar sogenannte Wachmäntel aus dickem Tuch, davon waren in jeder Kompanie aber nur wenige Exemplare vorhanden, die dann an die jeweilige Wache für die Dauer des jeweiligen Wachdienstes ausgegeben wurden.

Die Braunschweigischen Truppen waren daher auf die Witterungsverhältnisse in Nordamerika, speziell Kanada, in keiner Weise vorbereitet. Angesichts dessen, daß die Braunschweiger mitten im Sommer 1776 auf dem kanadischen Kriegstheater auftraten, fiel dies zunächst nicht groß ins Gewicht, zumal der Winter 1776/1777 anfänglich auch recht mild war. Dies änderte sich aber rasch, so daß der braunschweigische Kommandeur v. Riedesel plötzlich vor der Frage stand, woher er auf einen Schlag für ca. 5.000 Mann warme Winterbekleidung hernehmen sollte. Und die Zeit drängte, da es zunehmend kälter wurde, immer mehr Erfrierungen auftraten und es sogar zu zwei Todesfällen unter den Wachposten gekommen war. Eine Bestellung und Nachlieferung aus Europa kam daher nicht in Frage. In dieser Situation hatte man dann die Idee, aus den in den Lagern derbritischen Armee sowie der englischen Handelskompanie Hudson Bay Company vorhandenen Decken nach kanadischen Vorbild sogenannte Capote, auf Deutsch Deckenmäntel, herstellen zu lassen. Die britische Armee hatte solche zu diesem Zeitpunkt bereits in Gebrauch, wie das nebenstehende Bild von Lt. Friedrich Germann zeigt.

Unsere Rekonstruktion beruht auf dieser Primärquelle, wobei wir uns beim Schnittmuster an eine franko-kanadische Vorlage eines Capot Canadien gehalten haben, die bei der französischen Armee im Franzosen-und-Indianer-Krieg, sprich, dem Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763, in Kanada Verwendung gefunden haben soll. Als Material haben wir alte britische Militärdecken aus Wolle genommen, die optisch der Vorlage von Germann am nächsten kamen.

Jäger in rekonstruiertem Capote, Stand März 2017

Ungeachtet dessen dauerte es eine Weile, bis alle Soldaten mit diesen Mänteln versorgt werden konnten...

...so dass die Truppen teilweise kaum mehr als "uniformiert" zu bezeichnen gewesen sein dürften.

Sowohl den Offizieren als auch den Mannschaften war dies aber letztlich egal - Hauptsache, die Männer waren gegen den unbekannt harten kanadischen Winter geschützt und die Ausfälle durch die Kälte konnten so zum Stoppen gebracht werden.

Hinsichtlich Mützen, Handschuhen, Schals etc. haben wir uns an dem orientiert, was im 18. Jahrhundert in Deutschland - und in Kanada - innerhalb der jeweiligen ländlichen Bevölkerung als Winterzusatzbekleidung weitestgehend gebräuchlich war. Insoweit bedarf selbiges an dieser Stelle keiner speziellen Darlegung.

Recherche ist Pflicht...

... und hört eigentlich nie auf. An dieser Stelle sei uns daher folgende Anmerkung erlaubt: Die von uns hier vorgestellten rekonstruierten Monturen und Ausrüstungsgegenstände sind das Ergebnis jahrelanger Arbeit und mühseliger Quellenauswertung verschiedenster Personen, darunter geschichtsinteressierte Hobbykameraden, Laienautoren und professionelle Historiker. Letztlich kann sich aber niemand von Fehlern ausnehmen, die bei der Erforschung von Vorgängen der Vergangenheit leider unvermeidbar sind, sei es nun aufgrund ggf. schlechter Quellenlage, der Fehlinterpretation tatsächlich vorhandener Quellen oder auch mangelnder Bereitschaft, bereits Feststehendes nochmals auf den Prüfstand zu stellen. Wir können und wollen daher nicht den Anspruch erheben, die einzige "Wahrheit" zu vertreten, sondern forschen weiter und überprüfen immer wieder die bereits gewonnenen Erkenntnisse, auch wenn dies nicht immer der bequemste Weg ist und wir manches Mal auch in einer Sackgasse landen. Um es kurz zu sagen - dieses Hobby besteht zu 80 % aus Recherche und nur zu 20 % aus den Veranstaltungen der Saison, bei denen wir die Ergebnisse unserer Arbeit letztlich der Öffentlichkeit präsentieren und Gemeinschaft erleben wollen. Aber wie heisst es so schön, erst die Arbeit, dann das Vergnügen...